Am Samstag, den 11.05.2019 von 10 Uhr bis 16 Uhr fand das dritte Stimmbildungsseminar für Chöre in den Veranstaltungsräumen der Stadtsparkasse Lengerich statt. Zahlreiche Sänger und Sängerinnen aus der Umgebung und sogar aus Epe, Rheine und Hopsten waren angereist, um wie vom Veranstalter angekündigt zu lernen, wie man optimal vorbereitet ist, wenn’s raus auf die Bühne geht. Seminarleiter Winne Voget gelang es in seiner gewohnt mitreißenden und motivierenden Art erneut, die über 60 TeilnehmerInnen mit eigens arrangierten und zum Teil erstmals präsentierten Stücken buchstäblich von den Stühlen zu holen. Nach kurzer Begrüßung durch Friedel Snethkamp vom Sänmgerkreis Nordwestfalen e.V. und den Vorsitzenden der „Ankerchöre“ Paul Dammrose (MGV Antrup) und Jürgen Lehmkühler (MGV Höste) versprach Winne Voget für das Seminar Neues, was es noch nicht gegeben hat. Er sollte Recht behalten, auch wenn damit nicht die darauf folgende Lockerungsgymnastik und die ungewöhnlichen, hüpfend und mit lautem „Hahaha“ und Hohoho“ vorgetragenen, Stimmübungen gemeint waren. Zum Auftakt wurde „Der Mai ist gekommen“ in unterschiedlichsten Stimmungslagen, fröhlich, traurich, ernst, wütend oder auch „durchgeknallt“ gesungen. Es wurde deutlich, wie sehr die persönliche Gemütslage Einfluß auf die Liedwirkung hat und dass man mit ein und demselben Lied ganz unterschiedliche Gefühle ausdrücken kann. Auf besonderen Wunsch wurde danach ein Kanon angestimmt. Mit „Hitze ich schwitze – Sonnenbrand extrem – CocaCola an der Co-Pa-Cabana“ war dann das Eis gebrochen und alle machten begeistert mit. Dass nicht nur Text und Inhalt wichtig sind, sondern auch Töne, zeigte Voget in dem eigens für das Seminar neu arrangiertem Stück „Dat du min Leevsten büst“. Es wurde in der Fassung „Lengerich 2019“ erstmals für 4 Stimmen einstudiert. Ein Lehrstück für den gefühlvollen Gesang, bei dem „Dat deit de Wind“ durch ein immer leiser werdendes vierstimmiges „wwww“ mit Gänsehauteffekt spürbar wurde. Von seiner langjährigen Bühnenerfahrung mit den 6-Zylindern brachte Winne Voget „Schöne Leute“ mit, ein gesellschaftskritisches und zugleich äußerst humorvolles Stück von Purple Schulz. Es handelt davon, dass nur „schöne Mädels und Knaben angesagt“ sind, Männer den Erfolg und das Geld gepachtet haben und Frauen keinen Sex brauchen, wenn sie sich in Einbauküchen verlieben können. Der Kommentar aus den Reihen der Frauen „Singenkann man’s ja mal“ wurde mit großem Gelächter quittiert. Das spiegelt die blendende Stimmung der Teilnehmer, bei denen vom Kampf der Geschlechter, so wie er im Stück mittels getrennter, paarweise gesungener Stimmlagen angelegt ist, überhaupt nicht die Rede sein kann. „Das Wesentliche ist, dass wir eine Botschaft haben und Bühnenpräsenz“ erklärte der Seminarleiter und zeigte auf, wie man diese mit der richtigen Haltung glaubwürdig rüberbringt. Bestens gelaunt ging es in die Pause, in der man sich am reichhaltigen Buffet, der Getränketheke oder dem Kaffetisch stärken, ins Gespräch kommen und Kontakte knüpfen konnte. Nach dem Lufttanken beim Gruppenfoto auf der Dachterasse wurde das Seminar mit einem Zwergfelltraining fortgesetzt. „Da kann die Pocke so richtig schön nach draußen kommen“ kommentierte Voget mit einem Augenzwinkern die Zurückhaltung einiger Männer und ergänzte „Probenräume lassen alles zu, da ist alles auf Grün“. Nach einem „Schüttelritual“ waren alle wieder fit für die Rhytmusschulung, bei der man sich mit Hilfe von rhythmischen Übungen und an Hand von Beispielen, den Synkopen, Schlägen pro Minute und anderen Besonderheiten der Popmusik, musikalisch nähern konnte. Mit dem 4 stimmigen, von Winne Voget neu arrangierten Welthit „Imagine“ von John Lennon, wurden die neuen Erkenntnisse in ausdruckstarken englischsprachigen Chorgesang umgesetzt. Mit Hilfe der beigefügte Lautschriftübersetzung konnten selbst Teilnehmer ohne Sprachkenntnisse „Imädschin thärs no häwen“ mitsingen. „Singt es in den Chören“ forderte Winne Voget alle auf und es bleibt zu hoffen, dass alle dieser Aufforderung nachkommen. Nach einer kleinen Wiederholungsrunde zur Auffrischung von „Dat du min Leevsten büst“ wurde in drei Gruppen ein Rhytmuskanon angestimmt: „Everybody feel the beat – stomp your feet – must repeat“, jeder soll den Beat spüren – und den Rhythmus – und das Ganze wiederholen. Dieser Aufforderung kamen alle Teilnehmer klatschend,
stampfend und singend mit Begeisterung nach. Der Veranstalter hat damit sein Ziel mehr als erfüllt: „Über allem stehen der Spaß und die Freude an dem, was wir gemeinsam tun. Musik im Allgemeinen und Gesang im Speziellen soll Emotionen in Gang setzen – leben! Nur darum machen wir das!“ Die abschließende Standing Ovation mit dem Ruf nach Zugabe beantworten Chorverband oder Ankerchöre hoffentlich bald mit einer Neuauflage dieses mitreißenden und von den Antruper und Höster Männern hervorragend organisierten Chorseminars.
Dieser Beitrag wurde uns freundlicherweise von Peter Oehmen (MGV Antrup) zur Verfügung gestellt.
Hallo Sängerfamilie,
wieder mal einsame Spitze unser Frontmann Winne Voget. Auch Tage später bin ich noch „total beleckt“ von seinem Format und Können. Es gibt aber auch rein gar nichts zu kritisieren an diesem tollen Seminar – Dickes Dankeschön an alle Macher. Nur schade, dass lediglich 2 Chorleiter dabei waren, denn die hätten m. E. ganz viel mitnehmen können für Ihre Chorarbeit . Daher fände ich es sehr wünschenswert, wenn der Sängerkreis ein Seminar mit „Trainer Winne“ speziell für Chorleiter/innen anbieten würde. Denn keiner kennt das Gefühl für Chormusik besser als er, egal ob Sänger oder Taktgeber.
Ich freue mich schon auf’s nächste mal.
Euer Günter Tierp, Lengerich